8 Fehler, die man beim Investieren vermeiden sollte

Marktnews
11.01.2023
“It’s not supposed to be easy. Anyone who finds it easy is stupid.”
CHARLIE MUNGER; Vice Chairman Berkshire Hathaway

Viele wollen dir gerne weismachen, dass investieren einfach ist. Das wäre sehr schön, so einfach ist es nur leider nicht. Die Teilnahme am Kapitalmarkt (durch investieren in unterschiedliche Wertpapiere wie Aktien, Anleihen oder Fonds) ist vielleicht der effektivste Weg, um langfristig Vermögen aufzubauen, aber er ist nicht ohne Risiken.

In diesem Artikel geht es um 8 konkrete Fehler, die sich leicht vermeiden lassen, wenn man sie rechtzeitig erkennt.

Keine persönlichen Ziele abstecken

Eine der wichtigsten Voraussetzungen für erfolgreiches Investieren, ist dir vorab Gedanken über deine Ziele zu machen. Investierst du, um dir in ein paar Jahren eine Wohnung zu kaufen (oder die Anzahlung dafür), geht es dir darum eine smarte Alternative zum Sparen zu finden, oder etwa um für dich und deine Kinder vorzusorgen?

All diese Fragen sind notwendig, wenn es darum geht welche Finanzinstrumente du zur Erreichung deiner Ziele verwenden möchtest, wie viel Risiko du nehmen möchtest und welchen Zeithorizont du dir setzen willst. Denn: Investieren bzw. dein eingesetztes Geld sollte ein Ziel haben und nicht lediglich Selbstzweck sein.

Bevor du also eine Anlageentscheidung triffst, solltest du dich hinsetzen und einen ehrlichen Blick auf deine finanzielle Situation werfen, dir persönliche Investmentziele setzen und einen Plan erstellen, wie du sie erreichst.

Kurzfristiges Handeln

Niemand weiß, wie sich die Aktienmärkte morgen oder gar im kommenden Jahr entwickeln werden. Es gibt ein Sprichwort, das die Vorhersagbarkeit als das Gegenteil des Wetters beschreibt: Vorhersagen, was die Märkte morgen tun werden, ist unmöglich, aber wenn man die kommenden zwanzig Jahre betrachtet, ist es relativ einfach vorherzusagen.

Da die Märkte kurzfristig unberechenbar sind, kann man sagen, dass sehr kurzfristige Investitionen nichts anderes als Spekulation sind. Um kurzfristiges Handeln zu vermeiden, sollte man nur Geld investieren, das man in naher Zukunft für nichts anderes braucht.

Gerade wenn sich die Märkte nicht so entwickeln, wie man das gerne hätte. Gerade in Zeiten wirtschaftlichen Abschwungs oder anderer Krisen wie z.B. während Corona oder Kriegen, neigen die Aktienmärkte nach unten zu gehen. Indem du dir einen Puffer für diese Fälle oder plötzliche Änderungen in deinem Leben, wie Arbeitsplatzverlust bewahrst, verminderst du das Risiko deine Anlagen zum ungünstigsten Zeitpunkt verkaufen zu müssen.

Investieren ohne Vorkenntnisse

Die Beherrschung aller komplexen Themen erfordert Zeit und Fleiß. Es dauert Jahre, um Finanzwissenschaft zu studieren, und nach Abschluss dieses Studiums dauert es oft weitere Jahre – oder sogar Jahrzehnte – bis man bereit ist, das Geld anderer Leute zu investieren.

Das mag logisch sein, aber oft denken Menschen, dass sie die Finanzmärkte ohne umfassende Kenntnisse und Erfahrungen überlisten können. Das soll kein Argument gegen passives Investieren sein, aber auch passives Investieren erfordert erhebliches Wissen, um es richtig zu machen.

Wovor wir warnen möchten, ist, dass es extrem schwierig ist, den Markt zu überlisten. Unerfahrene Anleger:innen treffen ihre Entscheidungen oft auf der Grundlage von öffentlich zugänglichen Informationen. Sie sind sich nicht darüber im Klaren, dass öffentlich zugängliche Informationen Ihnen kaum einen Vorteil gegenüber anderen, oft professionellen Anleger:innen verschaffen können, die ebenfalls Zugang zu diesen Informationen haben.

Da die Bewertung einer Aktie die beste langfristige Vorhersage für künftige Renditen ist, kann es sein, dass ein sehr gutes Unternehmen eine schlechte Investition sein kann und ein (aktuell noch) schlechtes Unternehmen eine sehr gute Investition sein kann.

Dies hängt vollständig vom Preis, den man für die Aktie des Unternehmens zahlt, ab. Mit anderen Worten: Ohne die Fähigkeit, den fairen Preis einer Aktie oder eines ETF (ein passiv gemanagter Fonds, der oft einen Index abbildet) zu schätzen, kann man nur über die Qualität einer Investition spekulieren.

Emotionale Entscheidungen treffen

Emotionen können die größten Feinde sein, wenn es um das Investieren geht. Wenn die Marktstimmung positiv ist, neigen die Menschen dazu, gierig zu werden und mehr Geld zu investieren, als sie sich leisten können, zu verlieren.

Auch professionelle Investor:innen müssen sich vor ihren eigenen Emotionen beschützen. Ohne einen quantitativen Ansatz für die faire Bewertung eines Unternehmens oder eines ETF wird die Kaufentscheidung oft vom Bauchgefühl getrieben und damit zu einem Ratespiel.

Wenn die Märkte unsicher sind und fallen, ziehen diejenigen, die sich von ihren ängstlichen Emotionen leiten lassen, ihr Geld zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt ab. Aufgrund des oben genannten Phänomens sind die durchschnittlichen Anlegerrenditen in der Regel viel niedriger als die Investitionsrenditen, einfach weil die Menschen dazu neigen, zum falschen Zeitpunkt in den Markt ein- und auszusteigen.

Die beiden wichtigsten Dinge, die man tun kann, um emotionales Handeln zu vermeiden, wurden bereits erwähnt. Vermeide es, Geld zu investieren, das du kurzfristig brauchen könntest, und vermeide Investitionen mit Hebelwirkung, also z.B. mit Fremdfinanzierung. Außerdem ist es wichtig, entsprechend deiner persönlichen Risikobereitschaft zu investieren. Wenn dir die Schwankungen deines Portfolios schlaflose Nächte bereiten, ist es fast unmöglich, nicht in die Falle des emotionalen Handelns zu tappen.

Mangelnde Diversifizierung

Eine der Hauptrisiken bei Investitionen an den Finanzmärkten ist das Risiko eines dauerhaften Verlustes. Dieser tritt ein, wenn ein oder mehrere Unternehmen im eigenen Portfolio in Konkurs gehen.

Je mehr Unternehmen sich in deinem Portfolio befinden und je diversifizierter (aus unterschiedlichen Industrien oder Ländern) diese Unternehmen sind, desto geringer ist das Risiko eines dauerhaften Verlustes. ETFs (börsengehandelte Fonds) sind die idealen Produkte, um das Risiko eines dauerhaften Verlusts zu mindern, da sie ein Engagement in Tausenden von verschiedenen Unternehmen zu den geringstmöglichen Kosten bieten können.

Im Finanzkontext werden die Begriffe Risiko und Volatilität oft unterschiedslos verwendet. Im Falle eines gut diversifizierten ETF-Portfolios ist dies falsch, da eine schwankende Marktstimmung niemals dazu führen könnte, dass alle zugrunde liegenden Unternehmen in Konkurs gehen.

Im Falle einer einzelnen Aktie liegt der Vergleich näher an der Wahrheit, denn wenn das Unternehmen in Konkurs geht, der Anleger seine gesamte Investition verlieren kann.

Hohe (Verwaltungs-)Kosten

Genau wie bei der Auswahl der richtigen Finanzprodukte sollte man auch die Gesamtkosten von Finanzberatern oder -plattformen sorgfältig prüfen, bevor man bei ihnen investiert. Wenn man zu viel für Beratung, Verwaltung oder die Nutzung einer Plattform bezahlt, kann selbst der solideste Anlageansatz recht nutzlos sein.

Beim Vergleich der Kosten ist es wichtig, den Dingen auf den Grund zu gehen, denn oft gibt es versteckte Gebühren, die sich summieren. Zu den häufigsten versteckten Gebühren gehören: Eröffnungs-, Ausgabe- und Abschlussgebühren, Transaktionsgebühren, Managementgebühren und Depotgebühren.

Bei vielen Investment-Plattformen sind die Gebühren oft in erhöhten “Spreads” versteckt. Das bedeutet, dass die Differenz zwischen dem Verkaufs- und dem Ankaufspreis eines Finanzprodukts künstlich erhöht wird, um die Kosten zu verbergen, die die Plattform für den Handel berechnet.

Wenn du das Gefühl hast, dass du dir kein vollständiges Bild von den Gesamtkosten machen kannst, ist es keine Schande, nach den Gesamtkosten zu fragen. Als Faustregel kann man sagen: Je unklarer die Antwort ausfällt, desto mehr solltest du auf unangemessene Gebühren achten.

Voreingenommene Beratung

Da die Finanzmärkte sehr komplex sind, ist es nicht verkehrt, sich bei Investitionen von Fachleuten beraten zu lassen. Gleichzeitig muss man darauf achten, dass die Beratung objektiv ist und es sich nicht um ein Verkaufsargument handelt, das als Beratung verpackt wird. Es gibt zwei Möglichkeiten, um zu überprüfen, ob die Beratung objektiv ist.

  1. Ist der Dienstleister völlig unabhängig, oder versucht er, seine eigenen Produkte zu verkaufen? Sobald die Beratung nur auf die eigenen Produkte eines Finanzberaters oder -managers abzielt, handelt es sich nicht um Beratung, sondern – eigentlich – um Verkauf.
  2. Besteht eine vollständige Übereinstimmung zwischen dem Kunden und dem Dienstleistungsanbieter? Solange dies der Fall ist, sollte der Anbieter immer bestrebt sein, dem Kunden so gut wie möglich zu dienen.

Mangelnde Flexibilität (Lock-in)

Im Gegensatz zu den Finanzmärkten ist es fast unmöglich vorherzusagen, wie dein Leben in 20 Jahren aussehen wird. Deshalb ist es von entscheidender Bedeutung, mit dem Geld, das du anlegst, flexibel zu bleiben.

Viele Finanzprodukte, wie die fondsgebundene Lebensversicherung verlangen, dass du dein Geld für eine lange Zeit bindest und bestrafen Kund:innen massiv, die vor Ablauf des Anlagezeitraums aussteigen wollen. Dieser Mechanismus kann den gesamten Zweck der meisten Anlagen zunichtemachen. Die Aufrechterhaltung der Flexibilität kann ein Schlüsselfaktor sein, um langfristig finanzielle Freiheit zu erreichen.

Fazit

Wenn man diese 8 Fehler vermeidet, kann man die wichtigsten Risiken minimieren, die mit Investitionen verbunden sind. Das bloße Wissen um diese Fehler mag bis zu einem gewissen Grad hilfreich sein, aber das Wichtigste ist, dass du an deiner Überzeugung festhaltest, wenn die Zeiten schwierig werden.

Egal, was die Zeitungen und deine Emotionen dir gerade sagen: Wenn du ein gut diversifiziertes Portfolio, das langfristig angelegt ist zu vernünftigen Kosten aufgebaut hast , brauchst du dir weniger Sorgen machen. Aber nur, wenn du es schaffst, deine Emotionen in Schach zu halten.

Dirk van Wassenaer

Gründer & Marketing

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