froots Portfoliomanagement-Update 2024/09

Marktnews
Über froots
10.09.2024
7 Minuten

Anfang September titelte das renommierte Wall Street Journal: "Americans Are Really, Really Bullish on Stocks". Solche Schlagzeilen sind oft ein Warnsignal. Wenn der Optimismus am Markt überhandnimmt, neigen viele Anleger dazu, Risiken zu unterschätzen. Gerade in diesen Phasen ist Vorsicht geboten.

Wir bei froots haben den Markt genau analysiert und erkennen erste Anzeichen einer Überbewertung, die zu einem Ungleichgewicht führen könnte. Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, aktiv zu werden und das Risiko in den Portfolios unser Kundinnen und Kunden gezielt zu steuern. In diesem Update erfährst du, wie wir das Gleichgewicht zwischen Chancen und Risiken wiederherstellen.

Was unser Investment-Team aktuell bewegt #

“Be fearful when others are greedy and greedy when others are fearful.”

— Warren Buffett, Investoren-Legende

Die meisten Marktteilnehmer blicken auf die Vergangenheit und neigen dazu, diese unendlich in die Zukunft zu extrapolieren. Sie gehen davon aus, dass sich die Marktbedingungen der Vergangenheit in der Zukunft fortsetzen werden. Dabei übersehen sie, dass der Zeitraum zwischen 2009 und 2021 außergewöhnlich war und sich diese Phase wohl kaum in absehbarer Zeit wiederholen wird. 

In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage: Wie sollte man als Anleger darauf reagieren? Viele versuchen, durch sogenanntes "Market-Timing" den besten Zeitpunkt zum Ein- und Ausstieg in den Markt zu finden. Doch bei froots halten wir wenig von dieser Strategie. Statt kurzfristige Marktentwicklungen vorherzusagen, fokussieren wir uns auf langfristig attraktive Investments, die ihren inneren Wert bewahren.

Verkäufe geschehen nur, wenn die ursprüngliche Investment-These sich verschlechtert oder wir eine bessere Alternative finden. Der Schlüssel zu unserem Erfolg liegt darin, sich auf die fundamentale Bewertung eines Vermögenswerts zu konzentrieren und nicht auf die schwer vorhersehbare Psychologie der Märkte. So können wir langfristig stabile Ergebnisse erzielen und das volle Potenzial eines Investments ausschöpfen. 

Marktanalyse: Bewertungsdifferenz und Chancen für Non-Large Caps #

“History doesn't repeat itself, but it often rhymes.”

— Mark Twain, Schriftsteller

In den letzten zehn Jahren haben die größten US-Unternehmen den Aktienmarkt dominiert. Diese sogenannten Large-Caps sind große, etablierte Unternehmen mit einer hohen Marktkapitalisierung. Je größer die Marktkapitalisierung eines Unternehmens, desto mehr Gewicht hat es im Markt und desto größer ist sein Einfluss auf den Aktienindex.

Dadurch hat die Überperformance der US-Large-Caps, gemessen am S&P 500, gegenüber den Small / Mid Caps (kleinere Unternehmen im Russell 2000) ein Rekordniveau erreicht, das seit dem 24. November 1999 nicht mehr gesehen wurde.

S&P 500 vs. Russell 2000 – Vergleich der Indexentwicklung

S&P 500 vs. Russell 2000 – Vergleich der Indexentwicklung
Quelle: Palm Harbour Capital LLP | Disclaimer: Historische Entwicklungen sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Es handelt sich um die Brutto-Performance, bei der anfallende Gebühren und Steuern nicht berücksichtigt wurden.

Was passierte nach diesem Extremwert im Jahr 1999? Eine Rückkehr zum Mittelwert: Small Mid-Caps übertrafen die Large-Caps deutlich. Während der Russell 2000 in den folgenden sieben Jahren um 90% stieg, legte der S&P 500 lediglich um 11% zu (Quelle: Palm Harbour Capital LLP).

S&P 500 vs. Russell 2000 – Vergleich der Rendite 1999 – 2006

S&P 500 vs. Russell 2000 – Vergleich der Rendite 1999 – 2006
Quelle: Palm Harbour Capital LLP | Disclaimer: Historische Entwicklungen sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Es handelt sich um die Brutto-Performance, bei der anfallende Gebühren und Steuern nicht berücksichtigt wurden.

Was sehen wir in den USA? #

Die USA stehen im Fokus, weil der amerikanische Aktienmarkt als größter der Welt eine zentrale Rolle spielt und globale Trends beeinflusst. Die Dynamik zwischen großen und kleinen Unternehmen in den USA liefert wichtige Einblicke in die generelle Marktentwicklung. Im Folgenden beleuchten wir vier wesentliche Punkte, die die aktuelle Situation am US-Markt prägen.

Extreme Konzentration der Renditen bei Large Caps #

In letzter Zeit wurde der Großteil des Anstiegs bei Large-Cap-Aktien im S&P 500 von nur wenigen Mega-Cap-Unternehmen getragen. Tatsächlich entfallen rund 60% der bisherigen Jahresrendite auf nur fünf Unternehmen. Dies führt zu einer verzerrten Marktstruktur, da die meisten Unternehmen kaum zur Performance beitragen. Zudem befinden sich die Bewertungen der Large-Caps auf historischen Höchstständen, was auf eine mögliche Überbewertung hindeutet.

Gewicht der Top 10 Aktien im S&P 500
Quelle: J.P. Morgan Asset Management

Historische Underperformance von Small Caps #

Der Russell 2000, ein Index für Small / Mid-Cap-Unternehmen, hinkt dem S&P 500 seit mehreren Jahren hinterher. Solche Phasen der Underperformance hat es auch in der Vergangenheit gegeben und sie wurden häufig von einer mehrjährigen Outperformance der Small / Mid Caps abgelöst. Es besteht also die Chance, dass Small / Mid Caps in den kommenden Jahren wieder deutlich besser abschneiden, da die Märkte langfristig zu einer Normalisierung tendieren.

Bewertungsvorteile und Chancen bei Small Caps #

Die aktuelle Bewertungsdifferenz zwischen Small / Mid Caps und Large Caps ist so extrem wie seit der Dotcom-Blase Ende der 1990er Jahre nicht mehr. Nach dieser Phase übertrafen Small / Mid Caps die Large Caps deutlich. Aufgrund der attraktiveren Bewertungen und des Aufholpotenzials könnten Small / Mid Caps in den kommenden Jahren stärker profitieren.

KGV der Top-10-Aktien im S&P 500 im Vergleich zu den übrigen 490 Aktien (1996 — heute)

KGV der Top-10-Aktien im S&P 500 im Vergleich zu den übrigen 490 Aktien
Quelle: FactSet, Standard & Poor's, JP Morgan

Gefahren einer Überbewertung bei Large-Cap-Tech-Aktien #

Die derzeitige Dominanz der Large Caps, besonders im Technologiesektor, birgt Risiken. Faktoren wie steigende Inflation und hohe Haushaltsdefizite könnten die zukünftige Performance großer Unternehmen beeinträchtigen, insbesondere solcher, die stark von den Kapitalmärkten oder dem Konsum abhängig sind. Eine Diversifizierung weg von überbewerteten Titeln erscheint daher sinnvoll.

Portfolioanpassungen und Vorgehensweise #

Die beschriebenen Beobachtungen und Entwicklungen haben im Rahmen unseres kontinuierlichen Investmentprozesses zu folgenden Portfolio-Anpassungen geführt. Diese wurden im Vorfeld von unserem Investment-Komitee eingehend analysiert und geprüft sowie einer strengen Kosten-Nutzen-Bewertung unterzogen.

Die wichtigsten Änderungen im Überblick #

Reduzierung der Aktienquote #

Aufgrund der aktuellen Bewertungssituation von Aktien haben wir uns entschieden, den Anteil an Aktien weiter zu reduzieren. In vielen Regionen sind die erwarteten Aktienrenditen nicht mehr signifikant höher als die von Anleihen. Das bedeutet, dass das zusätzliche Risiko, das man normalerweise mit Aktien eingeht, derzeit keine überdurchschnittlichen Renditen mehr verspricht. Da die Zinsen nach wie vor hoch sind, bieten Anleihen eine vergleichbare Rendite bei geringerem Risiko. Aus diesem Grund haben wir einen Teil des Aktienanteils in Anleihen umgeschichtet, um die Portfolios besser abzusichern und gleichzeitig von den stabilen Erträgen der Anleihen zu profitieren.

Änderungen in der Gewichtung der USA #

Aufgrund der aktuellen Entwicklungen in den USA haben wir uns entschlossen, einen Teil unserer US-Investments von einem marktgewichteten Produkt, bei dem große Unternehmen den größten Einfluss auf die Performance haben, in ein gleichgewichtetes Produkt (Equal-Weight-Produkt) umzuschichten. In einem Equal-Weight-Produkt haben alle Unternehmen – unabhängig von ihrer Größe oder Marktkapitalisierung – den gleichen Anteil am Portfolio. Das bedeutet, dass nicht nur große, marktführende Unternehmen, wie z.B. Tech-Giganten, stark gewichtet werden, sondern auch kleinere Unternehmen einen größeren Einfluss auf die Wertentwicklung des Portfolios haben. Dies trägt zu einer breiteren Risikostreuung bei und ermöglicht es uns, auch das Wachstumspotenzial kleinerer Unternehmen besser zu nutzen, während der übermäßige Einfluss der größten Konzerne reduziert wird.

Welche Grundsätze verfolgt froots im Portfoliomanagement? #

Bei froots folgen wir stets klaren und bewährten Grundsätzen im Portfoliomanagement, die darauf abzielen, langfristig erfolgreich zu agieren. Unser Ansatz basiert auf drei zentralen Prinzipien:

Systematische Entscheidungen #

Unsere Investmentstrategie ist diszipliniert und methodisch. Wir analysieren Marktentwicklungen datenbasiert und handeln entsprechend unseren bewährten Investment-Ansätzen. Dadurch agieren wir nicht impulsiv, sondern treffen strategische, fundierte Entscheidungen, die auf langfristigen Zielen basieren.

Langfristige Bewertung #

Die Basis unserer Portfolioentscheidungen ist immer die langfristige Bewertung der Vermögenswerte. Statt kurzfristigen Marktschwankungen zu folgen, konzentrieren wir uns auf den inneren Wert eines Investments und stellen sicher, dass die Bewertung unseren Zielen entspricht. Dies hilft uns, langfristige Chancen zu erkennen und unser Engagement dort zu erhöhen, wo die Bewertungen attraktiv sind.

Diszipliniertes Risikomanagement #

Risiken werden nicht nur erkannt, sondern aktiv gesteuert. Wir setzen auf Diversifikation und Absicherung, um das Risiko im Portfolio zu streuen und gleichzeitig attraktive Renditen zu ermöglichen. Dazu nutzen wir Equal-Weight-Produkte, um die Abhängigkeit von überbewerteten Titeln zu reduzieren, und investieren verstärkt in Anleihen, um das Portfolio zu stabilisieren.

Welche Auswirkungen haben diese Anpassungen für unsere Kunden? #

Zunächst: Diese Portfolioanpassungen betreffen nicht unser Produkt „Liquidity+“, das Geldmarktportfolio. Auch wenn die Erträge aufgrund gesunkener Zinsen leicht zurückgegangen sind, bieten Geldmarktfonds dank der weiterhin hohen Zinsen weiterhin risikoarme, attraktive Renditen.

Für alle anderen Portfolios wird – je nach Risikoprofil und Anlagehorizont des jeweiligen Kunden – eine angepasste Portfolioallokation zugewiesen. Da wir insbesondere im Aktienbereich signifikante Veränderungen vorgenommen haben, werden Umschichtungen durch Verkäufe und anschließende Käufe vorgenommen, um die Portfolios unserer Kunden schnell an das jeweilige Zielportfolio anzupassen. Auch zukünftige Einzahlungen werden – wie gewohnt – zur laufenden Optimierung der Kundenallokation genutzt. Alle Anpassungen werden stets durch eine systematische Kosten-Nutzen-Analyse auf ihre Sinnhaftigkeit und Effizienz überprüft.

Abschließende Anmerkungen #

Die Kapitalmärkte bewegen sich in Zyklen – Zeiten des Wachstums wechseln sich mit Phasen der Korrektur ab. Doch niemand kann genau vorhersagen, wann der nächste Wendepunkt kommt oder wie stark er ausfällt. Das Entscheidende ist, flexibel zu bleiben, sowohl in der Strategie als auch im Denken. Bei froots setzen wir genau auf diese Flexibilität. Wir passen uns nicht nur an die Marktentwicklungen an, sondern sorgen dafür, dass die Anlageziele der Kunden immer im Fokus bleiben. So bleiben wir agil und nutzen Chancen, ohne unnötige Risiken einzugehen. Das Vertrauen der Kunden in unsere Flexibilität ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Anlagestrategie – auch in Zeiten der Unsicherheit.

Dein froots Investment-Team

David Mayer-Heinisch

Gründer & Geschäftsführer

Wichtige rechtliche Hinweise:

Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine Marketingmitteilung. Die hier genannten Informationen sind daher nicht als Anlageempfehlung und/oder Anlageberatung zu verstehen und können eine Anlageberatung nicht ersetzen. Die hier enthaltenen Daten, Analysen und Schlussfolgerungen sind genereller Natur und ausschließlich als unverbindliche Informationen zu betrachten. Sie sind nicht auf die individuellen Bedürfnisse, Kenntnisse und Risikobereitschaft des Anlegers zugeschnitten und werden ausschließlich an die Öffentlichkeit abgegeben. Wir weisen zudem darauf hin, dass die aufgeführten und/oder für die Analysen und Prognosen verwendeten Vergangenheitswerte keinen zuverlässigen Indikator für künftige Ergebnisse darstellen. Kapitalanlagen bergen Risiken wie Kapitalverlust-, Kurs-, Währungs-, Liquiditäts-, und Bonitätsrisiken. Weitere Risikohinweise finden Sie hier: https://www.froots.io/risikohinweise/